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2017: Mindestens 404 Menschen ertrunken - 14 in Schleswig-Holstein

Veröffentlicht: 28.02.2018
Autor: Thies O. Wolfhagen

Berlin/Bad Nenndorf/Eckernförde. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland mindestens 404 Menschen ertrunken. In Schleswig-Holstein waren es mindestens 14 Personen. 329 Männer und Frauen, das sind mehr als drei Viertel der Opfer, verloren in Flüssen, Bächen, Seen und Kanälen ihr Leben.

"Binnengewässer sind deutschlandweit nach wie vor die Gefahrenquelle Nummer eins. Nur vergleichsweise wenige Gewässerstellen werden von Rettungsschwimmern bewacht. Das Risiko, an unbewachten Seen und Flüssen zu ertrinken, ist auch deshalb um ein Vielfaches höher als an Küsten oder in Schwimmbädern", beschreibt Achim Haag, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG, Bundesverband), die Gefahrenlage. Er kritisierte Kommunen und Landkreise, die nicht genug für die Sicherheit der Menschen im und am Wasser täten. "Die DLRG könnte mit Gefahrenexpertisen und Rettungsschwimmern viele Gefahrenstellen entschärfen", so Haag weiter.

Die Anzahl der Opfer ist 2017 um 24,8% auf 404 zurückgegangen. - In Schleswig-Holstein ist die Opferzahl sogar um 50%, von 28 in 2016 auf 14 Ertrunkene in 2017, zurückgegangen. Ursächlich für die auf den ersten Blick positive Entwicklung war der Sommer mit vielen Regentagen und kühlen Temperaturen. Er hat viele Menschen von einem Bad im See oder an den Küsten abgehalten. "Der Wettergott hat uns in die Karten gespielt", kommentierte der DLRG-Präsident das Ergebnis. Wie sich einigermaßen schönes Wetter auf die Ertrinkungsfälle auswirken kann, hat der Juni gezeigt: 69 Männer, Frauen und Kinder ertranken allein in diesem Monat, mehr als ein Sechstel der tödlichen Wasserunfälle des gesamten Jahres. - In Schleswig-Holstein sind im Mai, Juni und Juli insgesamt 7 Personen zu Tode gekommen.

Die tödlichen Unfälle an Nord- und Ostsee haben sich im Vergleich zu 2016 insgesamt erhöht. An den Küsten zwischen Borkum und Usedom starben insgesamt 28 Menschen, davon 9 in Schleswig-Holstein.  (drei in der Nord- und sechs in der Ostsee), davon viele beim Segeln oder Angeln. - Deutlich gesunken sind die Todesfälle in Schwimmbädern. 2017 verzeichnete die bundesweite DLRG-Statistik zwölf Opfer in Frei-, Hallen- und Naturbädern; in privaten Swimmingpools ertranken zwei Menschen, darunter ein Kleinkind. In Schleswig-Holstein spielten die letztgenannten Badestellen glücklicherweise keien Rolle.

Bundesweit besonders vom Ertrinken betroffen sind Ältere. In der Altersklasse ab 55 Jahren ertranken 147 Menschen, das sind 36,4 Prozent der Gesamtzahl, im Vorjahr waren es noch 32,4 Prozent. - In Schleswig-Holstein waren auch die Altersgruppen 16-25 Jahre mit insgesamt 6 Ertrinkungstoten betroffen.

Negativ sind bundesweit auch die Ergebnisse bei den jungen Menschen ausgefallen. Fünf Kinder im Grundschul- und neun im Vorschulalter kamen im Wasser ums Leben. DLRG-Präsident Haag: "Hier ist sicherlich die zurückgehende Schwimmfertigkeit bei den Kindern eine Ursache."

Hart kritisiert die DLRG in diesem Zusammenhang die sich weiter verschlechternden Rahmenbedingungen für die Schwimmausbildung. Die Zahl der geschlossenen und akut vor Schließung stehenden Bäder in Deutschland erhöhe sich stets, so Haag weiter. "Diese Entwicklung ist alarmierend. Die Folgen bekommen wir alle zu spüren. 20 bis 25 Prozent aller Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht und ausbildende Verbände wie die DLRG haben lange Wartelisten von ein bis zwei Jahren für einen Schwimmkurs. Jeder zweite Grundschulabsolvent ist kein sicherer Schwimmer mehr." Und: "Die Proteste in den Kommunen gegen Bäderschließungen werden immer lauter. 85 Prozent der Menschen wollen ihr Bad um die Ecke behalten. Das ist die große Mehrheit. Darauf sollte die Politik hören", sagt der Chef der Lebensretter.

Die DLRG schaut daher mit kritischem Auge auf den Entwurf des Koalitionsvertrages zwischen CDU/CSU und SPD auf Bundesebene. Es ist in dem Schriftstück zwar die Rede von Sportstätten und auch der Förderung des Spitzensports. "Mit keinem Wort allerdings wird die Verbesserung der Bädersituation in Deutschland angesprochen. Das nehmen wir nicht hin und protestieren – auch im Namen der Bäderallianz Deutschland", so DLRG-Präsident Achim Haag. Noch im Juni des vergangenen Jahres wurde den ehrenamtlichen Lebensrettern der DLRG von der Vorsitzenden des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Dagmar Freitag, versprochen, sich der Schwimmfähigkeit und der Förderung der Schwimmbäder anzunehmen. Haag weiter: "Offenbar leere Versprechungen."

Eine besondere Risikogruppe stellen weiterhin die Flüchtlinge. Im vergangenen Jahr ertranken bundesweit 23 Asylsuchende (einer davon in Schleswig-Holstein), die so gut wie alle Nichtschwimmer waren. Die DLRG hat hier bereits gehandelt und die Baderegeln in über 25 Sprachen übersetzt sowie Piktogramme der Baderegeln zum kostenlosen Nachdruck entwickelt und den Kommunen wie auch Gliederungen der DLRG zum Download zur Verfügung gestellt.

Wie in den Vorjahren ertranken die meisten Menschen in Bayern, dort kamen 86 Personen ums Leben. Auf Rang zwei rangieren Niedersachsen, das flächenmäßig zweitgrößte Bundesland, mit 55 und Nordrhein-Westfalen ebenfalls mit 55 Todesfällen, dritter ist Baden-Württemberg (38). Es folgen mit 34 Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern mit 32 Ertrunkenen. Am sichersten sind wie in den Vorjahren das Saarland mit einem Todesfall und Bremen mit zwei Todesfällen durch Ertrinken. - Schleswig-Holstein liegt mit den o. g. 14 Todesfällen auf Platz 6 im Bundesvergleich.

In der internationalen Statistik „Ertrinken je 100.000 Einwohner“ schließt die Bundesrepublik Deutschland bei 82 Millionen Einwohnern mit dem sehr guten Wert von 0.49 ab. Damit liegt sie im weltweiten Vergleich mit England, den Niederlanden und Schweden in der Spitzengruppe. Bei den Bundesländern rangiert Brandenburg mit 0.89 an letzter Stelle. Das Saarland schließt mit einem Opfer im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl mit 0.01 am besten ab. Es folgen Berlin (0.14), Thüringen (0.18) und Mecklenburg-Vorpommern (0.20). - Schleswig-Holstein liegt mit einem Wert von 0.49 genau auf dem Bundesdurchschnitt.

Weitere Zahlen und die Präsentation zur Pressekonferenz

Pressekontakt: Thies O. Wolfhagen, Tel. 04351 7177 30, E-Mail: kommunikation@sh.dlrg.de

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