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Schleswig-Holstein: 22 Todesfälle durch Ertrinken im Jahr 2022

Veröffentlicht: 23.02.2023
Autor: DLRG BV Pressestelle/ Martin Holzhause, Eva Krautter
Die unteren beiden Grafiken stellen Zahlen aus Schleswig-Holstein dar, die übrigen die Zahlen für das gesamte Bundesgebiet. Foto/Grafiken: DLRG BV

Zahl der Ertrinkungsunfälle gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen

Eckernförde/Bad Nenndorf/Hannover. Im vergangenen Jahr sind in Schleswig-Holstein 22 Menschen ertrunken – 3 mehr als im Jahr 2021. Damit fiel der Anstieg der Ertrinkungsunfälle im Land zwischen den Meeren sehr viel geringer aus als im bundesweiten Vergleich: Denn in ganz Deutschland sind im Jahr 2022 mindestens 355 Menschen ertrunken, das sind 56 Todesfälle mehr als im Vorjahr, wie der DLRG-Bundesverband am Donnerstag, 23.2., in Hannover bekannt gab. „Damit verzeichnen wir erstmals seit vier Jahren wieder einen Anstieg an tödlichen Unfällen im Wasser“, sagte die Präsidentin der DLRG, Ute Vogt. Die Zahl an Todesfällen durch Ertrinken ist somit bundesweit um knapp 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

In Schleswig-Holstein ereigneten sich die meisten Ertrinkungsunfälle im Meer (7) bzw. im Hafenbecken (3) und in Seen (7). Zwei Menschen starben infolge eines Badeunfalls in einem Teich, je ein Todesfall ereignete sich an einem Fluss, an einem Bach sowie in einem Schwimmbad. Wie in ganz Deutschland (65 Prozent) waren auch in Schleswig-Holstein die meisten Fälle während der Badesaison von Mai bis September zu verzeichnen.

„Ertrinken ist und bleibt ein männliches Problem“

Noch deutlicher als im Vorjahr bestätigt die Statistik für das Jahr 2022, dass weit mehr Männer durch Ertrinken zu Tode kommen als Frauen. In Schleswig-Holstein waren nur 3 der 22 Todesopfer Frauen bzw. Mädchen, während 2021 zwölf der Opfer männlichen und sieben weiblichen Geschlechts waren. „Bei Unfällen durch Ertrinken sind sehr oft Leichtsinn, Alkohol und Übermut beteiligt“, sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Zudem würde die eigene Leistungsfähigkeit von Männern häufig überschätzt, die möglichen Gefahren am und im Wasser aber unterschätzt: „Frauen sind hier vorsichtiger und auch besonnener. Daran dürfen sich Männer gerne ein Beispiel nehmen“, so die Präsidentin weiter. Dies zeigt sich auch an der Aufschlüsselung nach Altersgruppen: Die Opferzahl unter den 41- bis 50-jährigen hat sich gegenüber 2021 bundesweit mehr als verdoppelt (von 18 auf 40), während die Anzahl der Opfer, die älter als 50 Jahre waren, von 57 auf 46 Prozent gesunken ist. „Diese Altersgruppe neigt dazu, ihre Schwimmfähigkeit und ihre körperliche Fitness zu überschätzen und mögliche Gefahren, etwa durch unbekannte Vorerkrankungen, zu verdrängen.“

Mythos „harmlose Ostsee“

Auch die Wetterverhältnisse werden oft falsch eingeschätzt bzw. wetterbedingte Gefahren durch Sog und Strömungen unterschätzt – vor allem in der Ostsee. Diese trägt ihren unter Urlaubern geläufigen Beinamen „Badewanne Deutschlands“ durchaus zu Unrecht, wie die Zahlen auf traurige Weise bestätigen: Von 18 Todesfällen an der Küste ereigneten sich nur zwei in der Nordsee, während an der Ostsee in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern insgesamt 16 Menschen ertranken. Jedoch ging die Zahl der Fälle an den Küsten verglichen mit 2021 (26) deutlich zurück. „Die Küsten sind sicher“, bestätigte auch Ute Vogt: „Die DLRG hat in der vergangenen Saison mit über 5.000 Freiwilligen an 80 Stationen an den Stränden für die Sicherheit der Badegäste und Touristen gesorgt. Dabei retteten die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer*innen an der Küste 65 Menschenleben“, erklärte Ute Vogt.“

Folgerichtig ereigneten sich die meisten Badeunfälle im Meer außerhalb der Dienstzeiten des Wasserrettungsdienstes – die Stationen sind in der Regel zwischen 9 und 18 Uhr besetzt.

Insgesamt 308 der erfassten tödlichen Unglücke – das entspricht rund 87 Prozent – ereigneten sich vergangenes Jahr in Binnengewässern. Allein 147 Personen (2021: 120) ertranken in Seen, 105 (95) in Flüssen, 15 (acht) in Bächen, 22 (elf) in Teichen und 19 (16) in Kanälen. Auch in Schwimmbädern stieg die Zahl der tödlichen Unglücksfälle (von sieben auf 13). „Mit Blick auf die kommende Badesaison appellieren wir, nicht in unbewachten Gewässern baden zu gehen und nicht leichtfertig zu handeln“, mahnte die DLRG Chefin.

Risikogruppe Nichtschwimmer

Unter den Todesfällen waren auch 20 Kinder im Alter von null bis zehn Jahren (2021: 17). „Gerade die Kinder und Jugendlichen bereiten uns Sorgen, wenn wir an den kommenden Sommer denken“, sagte Ute Vogt. Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Befragung durch forsa zeigte kürzlich, dass sich die Zahl der Grundschulkinder, die gar nicht schwimmen können, seit 2017 von zehn auf 20 Prozent verdoppelt hat. Gemessen daran, dass Kinder nicht nach dem Seepferdchen-Kurs, sondern erst mit dem Schwimmabzeichen Bronze nachweislich als „sichere Schwimmer“ gelten, muss sogar damit gerechnet werden, dass 60 Prozent der Kinder bis 10 Jahre nicht sicher schwimmen können. In absoluten Zahlen ausgedrückt wären dies bundesweit rund 600.000 Grundschulkinder.

Die DLRG Präsidentin forderte deshalb erneut: „Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen. Schwimmen zu können ist lebenswichtig. Wir müssen dahin kommen, dass jedes Kind am Ende des Grundschulalters sicher schwimmen kann.“ Der Grund dieses großen Rückstands liegt vor allem an fehlenden Wasserflächen aufgrund des vor allem in ländlichen Gebieten weiter nahezu ungebremst fortschreitenden „Schwimmbadsterbens“. Rund 25 Prozent der Grundschulen bundesweit haben keinen erreichbaren Zugang zu für den Schwimmunterricht geeigneten Bädern. Ute Vogt forderte die Politik zum Handeln auf: „Es nützt nichts, wenn der Schwimmunterricht zwar im Lehrplan steht, aber die Schulen ihn nicht anbieten können, weil die Wasserflächen fehlen!“ Die Bundespolitik müsse so schnell wie möglich einen "Runden Tisch" mit allen Beteiligten zum Erhalt und Ausbau geeigneter Schwimmbäder einberufen. 

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